Es gibt eine Frage, die mir Gäste im Ashram immer wieder stellen "Wie kam es, dass du das Ashram gegründet hast?". Meine Antwort fiel oft bescheiden und zurückhaltend aus, da mein Weg und die Motivation eine lange Geschichte ist, die kaum auf 2 Sätze gestutzt werden kann.
Ein Entwicklungsprozess, der seinen Ursprung sicher schon vor 1990 zurückzuführen ist, ohne zu wissen, in welche Richtung es mich mal treiben wird. Und dieses Treiben führte mich bis zu jenem Punkt in meinem Leben, als ich die Idee hatte das Ashram zu gründen. Da war es mir sogar noch unklar, dass es mal ein Ashram nur für Frauen sein würde. In diesem Artikel geht es weniger darum meine Geschichte nur zu erzählen, wie es nun dazu kam das Ashram zu gründen. Es geht vielmehr darum dir Anhaltspunkte und Impulse anzubieten, deine eigene Transformation bzw, Veränderungsprozess als solche zu verstehen und sich für das Neue aber noch Unbekannte zu öffnen. Dabei ist es wichtig "den Weg als Ziel" zu betrachten, und im Raum zwischen "Sinnfrage, Ängste, Chaos, Träume und Selbstfindung" die eigenen wahren Wünsche, Visionen und Anteile der Lebensaufgabe zu erkennen. In den Jahren zwischen 1990-1994 verspürte ich immer mehr eine innere Leere und die Frage kam auf – Was soll ich bloß hier auf dieser Erde. Im Job hatte ich noch nicht meinen Weg gefunden. Mein junges Leben fühlte sich unerfüllt an mit einem großen Fragezeichen „Soll das jetzt etwa schon alles gewesen sein? Da muss es doch noch Größeres für mich geben“. Dazu kam, dass ich mich anders als meine Mitmenschen wahrgenommen habe, aber das gehört zu einem ganz anderen Thema, das vielleicht auch mal erzählt werden wird. Nur wenige Menschen ist es übrigens bekannt, dass ich bereits 1988 für ca. 10 Monate auf Mallorca gelebt habe. In der Zeit war ich als Kinder-Animateurin für eine große Hotelkette tätig. Aber beginnen wir im Jahr 1994, das war das Jahr in dem ich mich in die wundervolle Insel mit dem Namen "Mallorca" verliebte. Mit einer Freundin reiste ich für eine Woche in den Südwesten der Insel, wir nahmen uns ein Mietauto und erkundeten täglich die Westküste. Die wilde Schönheit der Küstenlandschaft und das mediterrane Flair haben meine Sinne dermaßen beflügelt, dass ich schon während des Urlaubs beschloss, hier möchte ich irgendwann mal leben. Direkt nach der Rückreise bekam ich in Deutschland einen Hilfs Job in einer noch recht jungen IT-Agentur. Dort hatte ich die Möglichkeit mich beruflich weiterzuentwickeln, bis zur Projektleitung für die Realisierung von Internet-Projekten. So vergingen die ersten Jahre und es folgten regelmäßige Mallorca-Besuche. Mit jedem Urlaub wurde die Sehnsucht tiefer dort leben zu wollen, ich fühlte mich als Teil dieser magischen Insel. Zuhause nahm es teilweise schon bedrohliche Züge an, denn es schmerzte so sehr, noch in der alten Heimat Deutschland auszuharren. Jede Zelle meines Körpers schrie regelrecht danach. Tag ein, Tag aus "Mallorca, Mallorca, Mallorca".
Während einer wundervollen sommerlichen Auszeit, die ich wieder auf Mallorca verbrachte, nutzte ich die Gelegenheit ganz rational eine List zu erstellen - die Vor- und Nachteils-Liste. Nebenbei erwähnt wurde diese Liste an einem der schönsten und meist fotografierten Orte Mallorcas erstellt, mit einem majestätischen Weitblick auf die traumhafte Küstenlandschaft zwischen Deià und Valldemossa. Da saß ich nun, wo einst Kaiserin Sissi sich erholte, mitten in einer weißen Marmor-Pagode mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Küsten und das türkisblaue Mittelmeer. Diese Pagode verlieh dem berühmten Herrenhaus "Son Marroig" des damaligen Erzherzogs Luis von Salvador aus Habsburg, Österreich, ein ganz besonderes und einzigartiges Flair. Auf diesem Erzherzog, so heißt es, wurde der Tourismus auf Mallorca begründet.
Ausgerüstet mit einem Notizheft im Schoß, begann ich mit dieser atemberaubenden Weitsicht all meine Gedanken, Wünsche, Träume sowie Zweifel, Ängste und Sorgen zu notieren. Die Liste aller Vorteile war gut 3-4-mal so lang als die der Nachteile (diese Liste habe ich übrigens heute noch). Da war es für mich völlig klar, ich muss mich irgendwie in Bewegung setzen. Als ich jedoch wieder in Deutschland und zurück im Job war, nahmen die Ängste wieder zu, eine solch große Entscheidung für mein Leben zu treffen. Selbstzweifel und alte Glaubenssätze prasselten über mich ein. Fragen überschlugen sich "Was soll ich beruflich dort machen? Wie soll ich das Ganze nur umsetzen? Was ist, wenn ich das nicht schaffe? Bin ich überhaupt bereit für diesen Schritt?" und viele Fragen mehr bescherten mir Kopf- und Bauchschmerzen. Schließlich hatte ich in Deutschland meine Familie, enge Freunde, eine schöne Wohnung, ein neues Auto, einen Job, der mir Spaß machte, tolle Kollegen, super Chefs und ein sicheres Einkommen. Mein Leben hatte sich solide und sicher entwickelt. Sollte ich all dies wirklich für einen Traum aufgeben? Gleichzeitig wurden der Schmerzpegel und die Sehnsucht immer größer. Mit viel auf und ab verging wieder ein weiteres Jahr. Dann kam es zu einer entscheidenden Wendung. Am 11.11.2000 kam es in Österreich zu einer Tragödie, die im Radio zu hören war. Ich kann mich noch sehr gut an diesen tieftraurigen Moment erinnern. In einem Skigebiet geschah ein Seilbahnunglück, wobei 155 Menschen zu Tode kamen. Darunter eine Gruppe von Jugendlichen, die an einem Ski-Wettbewerb teilnehmen wollte. Benebelt vom Schock und erfüllt von Mitgefühl, begann ich immer wieder an die vielen jungen Menschen zu denken, die ihr ganzes Leben noch vor sich hatten. Ich begann mir all die Träume, Wünsche, Visionen und Ziele der Jugendlichen vorzustellen, die sie in ihrem noch so jungen Leben hatten. Das Leben, das sie sich erträumt hatten war von jetzt auf gleich beendet. Die Chance war vergeben etwas in diesem Leben noch zu verwirklichen. Das Gefühl, in das ich mich hineinbegeben habe, war erfüllt mit Schmerz, Trauer und Fassungslosigkeit. Es öffnete mir jedoch die Augen. Diese Tragödie hat mich wachgerüttelt - das Leben kann im nächsten Moment vorbei sein. Ein neues Bewusstsein hat sich für mich eröffnet – „Verwirkliche deine Träume heute, vielleicht gibt es kein Morgen mehr.“ Eine neue Angst hat sich eingeschlichen, aber mit einer völlig neuen Qualität, es war die Angst davor einen Traum nicht zu leben. Ich hatte Angst davor am Ende meines Lebens zurückzublicken und zu sagen "Hätte ich doch damals diese Entscheidung getroffen." Diese spürbare Erkenntnis darüber, dass es vielleicht kein Morgen mehr geben könnte, hat meine Sichtweise auf meinen großen Traum schlagartig geändert. Das war ein sehr trauriger Moment, zum einen war ich sehr mitfühlend mit den Hinterbliebenen, zum anderen war ich fest entschlossen all meinen Mut zusammenzunehmen, um meinen Traum zu verwirklichen. Ich war endlich bereit meine Komfortzone zu verlassen, ein großes Risiko einzugehen und eine wichtige Lebensentscheidung zu treffen. Es war wie ein Befreiungsakt, der mir endlich inneren Frieden schenkte. Die Fragen "wie, wo, was, wann" wurden nebensächlich. Die Hauptsache war, dass ich endlich eine Entscheidung getroffen habe. Es beflügelte mich einerseits, anderseits hieß es sich in die absolute Eigenverantwortung zu begeben, ohne doppelten Boden sich dem Unbekannten anvertrauen.
Der Weg bis zu diesem Moment der Entscheidung war bereits ein wichtiger Teil meines Entwicklungsprozesses. Die Transformation beginnt schleichend, wenn wir dafür bereit sind beschleunigt sich der Prozess, ohne zu wissen wohin uns der Weg mal genau führen wird. Es ist wichtig auf die innere tiefe Stimme zu hören. Abzuwägen ob es sich um eine flüchtige Idee handelt oder um einen Wunsch, der mit der Magie des heiligen Herz-Raumes zu einem Herzenswunsch wird. Es kommt die Zeit, in der die ersten Zeichen für eine Veränderung nicht mehr ignoriert werden können. Je mehr diese Zeichen, wie auch immer sie aussehen mögen, bei jedem schaut es anders aus, beiseitegeschoben werden, laufen wir Gefahr unseren Weg in einer Sackgasse zu lenken, anstatt im Vertrauen der inneren Führung zu folgen.
"Ja, so ist das Leben eben!", denkst du vielleicht. Dieser Weg kann vielleicht für eine bestimmte Zeit noch befriedigend sein, früher oder später kommen wir in der Sackgasse an und es kann unerwünschte Begleiterscheinungen zur Folge haben, die Seele streikt und der Körper leidet. Die Auswirkungen sind fatal, wie z.B. Wut, Bitterkeit, Unzufriedenheit, Stimmungsschwankungen bis zur Depression oder einem Burnout. Wenn die Seele ruft (der Seelenruf), ist es unsere Pflicht ihr zuzuhören. Wenn in unserem Herzen ein Wunsch aufflammt, wir aber versuchen es mit Ignoranz einzudämmen oder gar zu löschen, so kann sich eine tiefe schwere in unserem Herzen breit machen, was unser Seelenleben in Mitleidenschaft ziehen kann. Es ist bereits weitgehend bekannt - die Anzahl seelischer Erkrankungen steigt jährlich stetig an. Psychische oder psychosomatische Krankheiten haben frühere "Top-Erkrankungen" längst überholt. Es ist auch kein Wunder, denn immer mehr Menschen spüren, dass sich etwas in ihrem Leben wandelt, wissen aber oft nicht was oder warum. Es fehlt die Klarheit, der Weg ist mit einem Nebelschleier noch nicht sichtbar. Aber dieser Weg ist bereits da. Es ist nur der erste Schritt ins Unbekannte nötig, einen Schritt aus dem Nebel hinaus zu wagen. Wir können uns davon überraschen lassen in welchem Ausmaß wir mit all dem Unverhofften und Unerwarteten Geschenken und neuen Erfahrungen belohnt werden, die auf uns warten. Diesen neuen Weg zu gehen, bedeutet auch ein neues Gewahrsein zu gewinnen für mehr Vertrauen in das Leben, sowie eine ordentliche Portion Eigenliebe. Der Sinn des Lebens besteht darin, dass das Leben keinen bestimmten Sinn hat, sondern es einzig und allein dazu dient, dass das Leben gelebt werden will. Tiefe Freude und wahres Glück zu erkennen, dass sie bereits in uns schlummern und an die Oberfläche getragen werden wollen, indem wir uns im Vertrauen für das Leben öffnen und in Freude leben – Lebensfreude pur eben! Wie auch immer dein Traum aussieht, es ist Zeit sich einen Schritt nach vorne zu wagen und beginne aus dem Traum eine Vision zu kreieren. Welche großen Träume oder Visionen beschäftigen dich und lassen dich nicht mehr los? Gibt es noch Hindernisse, die dich noch davon abhalten den ersten Schritt zu unternehmen? Was war dein Schlüsselerlebnis oder Auslöser, bevor du eine wichtige Lebensentscheidung getroffen hast? Welche Geschichte hast du zu erzählen? Viele Menschen befinden sich in einer ähnlichen Lebenssituation und sind dankbar deine Geschichte zu hören. Nur Mut, ich freue mich schon von dir zu lesen. Hinterlasse unten einfach dein Kommentar. Wie ich mich für diesen großen Schritt motiviert habe, erfährst du im nächsten Blog-Artikel, der in Kürze erscheint. Herzlichst, Oumaida |
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